Mit glücklichem Lächeln steht sie an der Hotelrezeption
MITTE. Dass sie irgendwann einmal im Hotel arbeiten würde, hätte Nele Kleppe vor drei Jahren noch nicht für möglich gehalten. „Eigentlich war ich immer recht schüchtern“, sagt die 19-Jährige. Über das Projekt Talentpool hat sie nicht nur ihren Traumberuf gefunden, sondern auch die dazu passende Ausbildungsstelle: als Hotelfachfrau im Atlantic Hotel Sail City.
„Ursprünglich wollte ich an der Waldschule in Hagen mein Abitur machen“, verrät die junge Frau aus Bokel. Doch dann habe sie gemerkt, dass es doch nichts für sie sei. Was nun? „Damals hatte man uns in der Schule den kostenlosen Talentpool angeboten“, erinnert sich Nele Kleppe. Da habe sie sich dann angemeldet. In den Herbstferien 2014 ging es los. Gleich zu Anfang musste sie – wie alle anderen Teilnehmer – ihr Persönlichkeitsprofil erarbeiten. „Das waren eine ganze Menge Fragen, die man beantworten musste“, erzählt die heute 19-Jährige. Dazu gehörten Themenbereiche wie „Wer bin ich?“, „Was kann ich?“, „Was liegt mir? und „Was brauche ich?“.
Ergebnis: Beruf mit Menschen empfohlen
Das Ergebnis war eine Überraschung für Nele Kleppe: „Es kam heraus, dass ein Beruf zu mir passen würde, in dem man mit Menschen zu tun hat. Das hätte ich niemals für möglich gehalten“, gesteht sie und lächelt. Wer sie allerdings heutzutage in der Hotelrezeption erlebt, wird nicht verstehen können, dass sie sich selber eher als schüchtern beschrieben hat.
Teil des Talentpools sind auch sogenannte Praxistage in den teilnehmenden Firmen und Institutionen. So kam die junge Bokelerin an das Sail-City-Hotel. „Bei den Praxistagen geht es darum, in Zweiergruppen Interviews mit Auszubildenden zu führen, um mehr über den Arbeitsplatz und den Beruf herauszufinden“, erläutert Jochen Kiel, langjähriger Leiter des Talentpools. Das nutzte auch Nele Kleppe: „Wir haben da vorne im Hotel gesessen“, sagt sie und zeigt auf einen Platz im Hotelrestaurant. „Und da haben wir die beiden Auszubildenden ausgefragt“, meint sie lächelnd. Immerhin habe sie vorher mit Hotels nichts zu tun gehabt. Doch was sie hörte, gefiel ihr. Das Ergebnis: Gleich nach Abschluss des viertägigen Workshops, bei der Verleihung des Zertifikats, die ebenfalls in dem Hotel stattfand, drückte sie dem Personalchef ihre Bewerbung für einen Ausbildungsplatz zur Hotelfachfrau in die Hand.
Ausbildungsplatz bekommen
Das klappte: Die heute 19-Jährige wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen, machte einen guten Eindruck und bekam den Ausbildungsplatz. „Toll, meine erste Bewerbung hat gleich geklappt“, freut sich Nele Kleppe. Seit August 2015 ist sie nun dabei. „Es ist super hier, ich habe nichts bereut“, meint die Bokelerin.
Die Geschichte von Nele Kleppe sei kein Einzelfall, sagt Kiel: „Etwa ein Drittel der Talentpool-Teilnehmer finden eine Stelle. Die meisten der anderen wollen doch erst noch Abitur machen. Seit Jahren bietet der Management- Trainer und Berater den Talentpool jetzt an. Gestartet ist er mit zwei Durchgängen im Jahr, mittlerweile sind es fünf. Für die teilnehmehmenden Schüler aus Stadt und Land ist alles kostenlos. Das ermöglichen zahlreiche Sponsoren und Partner, darunter die Weser- Elbe Sparkasse, die Volksbank Bremerhaven-Cuxland und die Agentur für Arbeit, aber auch die Handelskammer Bremen und zahlreiche Ausbildungsbetriebe in Bremerhaven und dem Cuxland. Mit im Boot ist auch das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft für die Region Unterweser als Projektträger. „Berufsorientierung ist sehr wichtig“, betont dessen Geschäftsführer Horst Lüdtke. Zumal es nicht immer ein Studium sein müsse. Oftmals sei eine Ausbildung sogar besser. „Besonders im Handwerk gibt es eine große Nachfrage nach Bewerbern“, weiß er. Und der Talentpool stelle oftmals den Kontakt her.
Kiel: Interesse bei Firmen ist groß
Das hätten auch schon viele Unternehmen festgestellt, berichtet Kiel. Er habe ein großes Interesse beobachtet: „Es gibt sogar Firmen, die mit der Besetzung ihrer Lehrstellen abwarten, bis der Talentpool durch ist.“
Nele Kleppe hat jedenfalls durch den Talentpool ihren Traumjob gefunden. „Besonders die Arbeit an der Rezeption macht mir sehr viel Spaß. Da hat man viel mit Menschen zu tun“, sagt sie. Sie hofft, dass sie nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung auch hier eingesetzt wird. Bei erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung hat sie jedenfalls einen Job in der Hotelgruppe sicher. „Ich kann nur jedem raten, am Talentpool teilzunehmen“, meint sie.
Quelle: Bild und Artikel des Sonntags-Journal vom 9. Juli 2017, Seite 7.
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