„Bereits beim Ausrichten der Bundesrunde der Mathe-Olympiade im Mai 2017 in Bremerhaven war Horst Lüdtke mit Ideen und Kontakten und dem Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft eine große Hilfe“, erzählt Antje Siemer, Lehrerin und MINT-Koordinatorin am Lloyd-Gymnasium.
Zu ihrem Aufgabenbereich gehört es, das MINT-Profil ihrer Schule zu stärken und den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) einen Schwerpunkt zu geben, deshalb ist sie stets auf der Suche nach möglichst langfristigen Ideen und KooperationspartnerInnen. „Alleine ist es schwer, etwas umzusetzen“, erklärt Siemer, schnell habe sie gemerkt, dass sich mit dem Netzwerk mehr bewegen ließ. Deshalb blieb sie auch nach der Mathe-Olympiade im Gespräch mit Lüdtke und so fuhren die beiden im Herbst 2017 gemeinsam nach Hamburg zu dem von der Köberstiftung organisierten MINT-Barcamp, um sich nach Ideen für Bremerhaven umzuschauen. Sie entschieden sich für drei der 20-30 Redebeiträge und waren beide sofort überzeugt, als sie Sabine Fernau über ihr Projekt mint:pink reden hörten, bei dem Schülerinnen im Laufe eines Jahres in Betrieben an die MINT-Berufe herangeführt werden. „Das Konzept ist eigentlich ganz einfach“, begeisterte sich Siemer. „Die Schülerinnen gehen in Unternehmen und nehmen dort an Workshops teil, die die Unternehmen sich ausdenken. Mit etwas Aufwand und Organisation ist das in Bremerhaven gut umzusetzen: Wir haben die Hochschule und viele Ausbildungsmöglichkeiten.“
Mitstreiterinnen gesucht
Schon auf der Rückfahrt schlug Lüdtke vor, dass Siemer bei Nadine Metzler anruft, die in der Hochschule für den Kontakt zwischen Schulen und der Hochschule sorgt. Diese war von der Idee begeistert: „Ich mag das Projekt, weil es nachhaltig ist“, so Metzler. Es gehe nicht nur um einen Tag, sondern findet über das Schuljahr verteilt statt. „Wir machen sowieso viel für Mädchen und es passt auch gut, weil es für die Schülerinnen des neunten Jahrgangs ist“, fügt Metzler an, denn sie versucht, die Schülerinnen und Schülern möglichst immer mal wieder im Laufe ihrer Schulzeit mit der Hochschule bekannt zu machen und für den Jahrgang war noch kein Projekt vorgesehen. Allerdings gab es eine Schwierigkeit: Metzler hat eine Halbtagsstelle und überblickte schnell, dass sie die erforderliche Arbeit nicht alleine leisten kann. Doch sie hatte auch schon eine Lösung parat: Cordula Keim, Fachreferentin der „Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau – Büro Bremerhaven“ (ZGF). Die drei Frauen trafen sich und tüftelten die Umsetzung des Projekts für Bremerhaven aus. „Die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk ist sehr viel wert und Herr Lüdtke hat viele Ideen mit eingebracht“, so Keim. „Durch das Netzwerk wissen viel mehr Leute von mint:pink.“ Durch den Austausch mit Lüdtke sei es auch einfacher, eine der Grundlagen des Projekts umzusetzen: Nicht nur die Schülerinnen sollen glücklich sein, sondern auch die Betriebe. Insbesondere habe Lüdtke sich als Türöffner bewährt.
Finanzierung durch Soroptimisten
Betriebe und Schulen waren schnell für eine Teilnahme gewonnen, doch an der Finanzierung fehlte es noch. Lüdtke rief daraufhin Barbara Riechers-Kuhlmann an, die zu dem Zeitpunkt noch die Vorsitzende der Soroptimisten Bremerhavens war. „Eine unserer Zielsetzungen ist die Förderung von Mädchen und Frauen, um ihnen zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu verhelfen. In einigen Ländern gilt es, den Zugang zur Bildung zu ermöglichen; in Deutschland landen die Frauen zu leicht in den schlechter bezahlten traditionellen Frauenberufen statt in besser bezahlten MINT-Berufen“, erklärt diese das Interesse der weltweit größten Service-Vereinigung berufstätiger Frauen. Doch nicht nur Riechers-Kuhlmann musste überzeugt werden, sondern Siemer, Keim und Lüdtke stellten das Projekt bei der Versammlung der Soroptimisten vor. Mit einem unsicheren Gefühl verließen sie das Treffen, auf dem die Soroptimisten nun unter sich den Antrag prüften. „Wir konnten noch nicht die genauen Kosten benennen, weil wir über Busfahrten und Essen noch keine Angebote hatten“, erinnert sich Siemer. Doch die Soroptimisten bewilligten einen Zuschuss von 2000 Euro und es konnte weitergehen!
Kontakt zu mint:pink in Hamburg und Schirmherrin Lückert
Um zu wissen, ob sie den Namen mint:pink auch offiziell über die Planungsphase hinaus verwenden durften, rief Siemer bei Fernau an, die das Projekt in Hamburg mitentwickelt hatte. Diese fragte gleich nach, ob das Bremerhavener Team denn alles habe, was es brauchte – und kam mit Materialien wie Rucksäcken aus Hamburg, um sich das Bremerhavener Projekt anzusehen. „Sie stand hinter uns und sagte, es sei eine super Sache, was wir hier machen“, so Siemer.
In der Endphase der Vorbereitungen fiel plötzlich auf, was alle bis dahin vergessen hatten: Es gab keine Schirmherrin. Wieder öffnete Lüdtke eine Tür, indem er auf kurzem Weg bei Brigitte Lückert, der damaligen Stadtverordneten, anfragte. Als Siemer sich bei ihr meldete, wusste sie bereits Bescheid und übernahm die Schirmherrschaft für mint:pink, gerne, denn: „Mint:pink ist keine einmalige Aktion, sondern findet über das ganze Schuljahr verteilt statt. So kann es den Schülerinnen tatsächlich mehr als nur Impulse geben. Es kann Interessen wecken, die auch vertieft werden können. Die Mädchen können Kontakte knüpfen, Ideen weiterverfolgen und reelle Eindrücke aus der echten Unternehmenswelt sammeln – all das ohne Notenstress und Druck: Was für ein großartiges Projekt. Ich danke allen Mitmachenden für ihr Engagement!“, erklärte Lückert in ihrer Rede zur Eröffnung des Projekts, das Dank aller Mitwirkenden bereits ein knappes Jahr nach der ersten Idee schon zum Schuljahr 2018/2019 umgesetzt werden konnte.
Demnächst auf dieser Homepage: Die Umsetzung des Projekts und die Erfahrungen der Schülerinnen. Bis dahin lesen Sie gerne unseren Artikel „Zweite Runte mit:pink beginnt“.
Text und Fotos von Janina Berger, Gruppenfoto von der Hochschule Bremerhaven