Auf der Mitgliederversammlung unseres Netzwerks am 20. Juni tauschten die knapp 50 Teilnehmer sich über die verschiedenen Projekte des Netzwerks aus, stellten neue Projekte vor und ein Gast war so überzeugt vom Konzept des Netzwerks, dass er sich nun für eine Mitgliedschaft interessiert.
Rückmeldungen von den Schulen
Der „Markt der Möglichkeiten“ an der Waldschule Haben fand Ende Januar bereits zum sechsten Mal statt und mittlerweile melden sich große Firmen wie Mercedes und Airbus von sich aus für diesen Berufsorientierungstag an. Für die Oberschule Langen ist am 22. November ein Berufsorientierungstag mit dem Schwerpunkt Handwerk geplant, um den Schülern die Arbeitsplätze und Möglichkeiten in der Region vorzustellen.
Das Projekt „Ausbildungspaten“, bei dem jeweils ein Erwachsener einen Schüler der Schule am Ernst-Reuter-Platz auf dem Weg von der Berufsfindung bis zum ersten Ausbildungsjahr begleitet, ist gut angelaufen. „Wir haben 12 Tandems, das sind mehr als erwartet“, erklärt Schulleiterin Nicole Wind freudig. Doch es stehen noch immer Schüler auf der Warteliste, weitere Ausbildungspaten sind erwünscht.
Als weiteres Projekt der Schule sind bereits die „Bildungsbuddies“ in Arbeit. „Den Studierenden werden in Kooperation mit der STÄWOG Unterkünfte zur Verfügung gestellt und im Gegenzug geben sie Schülern Nachhilfe, sind Bildungsvorbild und vielleicht können sie auch bei der Freizeitgestaltung der Schüler Hilfestellung geben“, erklärt Wind.
Der Talentpool, bei dem Schüler eine Woche lang unter professioneller Anleitung das Berufsleben kennenlernen und ihre eigenen Stärken entdecken, fand erstmals auch in Cuxhaven statt. Als wahrscheinliche Nachfolgerin für Jochen Kiel stellte sich Clarissa Reutermann vor, die seit Jahren Menschen dabei unterstützt, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Das Unternehmerspiel MIG fand dieses Jahr drei Mal statt, erstmalig auch für das Kreisgymnasium Wesermünde. „Das Interesse der Schüler war so groß, dass wir auslosen mussten, wer teilnehmen kann“, berichtet Schulleiterin Birgit Becker. Ihr selbst sei bewusst geworden, wie wichtig ein außerschulischer Lernort wie in diesem Fall die BRIG sei. Nicht nur die Schüler waren begeistert, auch sie selbst war stolz auf den Enthusiasmus ihrer Schüler gewesen. „Die Berufsorientierung hat einen hohen Stellenwert bei uns, auch ist es eine gute Möglichkeit, die Schüler auf die Wirklichkeit vorzubereiten“, so Becker.
Mädchen und die Hochschule
Bei dem Projekt mint:pink hatten 32 Bremerhavener Schülerinnen die Gelegenheit, in drei Betrieben und der Hochschule Bremerhaven verschiedene Berufe aus dem MINT-Bereich kennenzulernen und bei der Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Arbeitswelt ihre Leistungen in der Schule zu verbessern. Antje Siemer, Lehrerin des Lloyd-Gymnasiums und Initiatorin des Projekts, erzählt von den Rückmeldungen nach dem ersten Durchlauf im letzten Schuljahr: „Es hat den Schülerinnen wahnsinnig gut gefallen. Sie haben außergewöhnliche Erlebnisse gemacht und fühlen sich inspiriert.“ Das Projekt findet im kommenden Schuljahr erneut statt.
Auch die Hochschule Bremerhaven bietet unter dem Oberbegriff Open:MINT drei verschiedene Projekte speziell für Frauen an: Bei Campus:MINT werden Schülerinnen die MINT-Studiengänge vorgestellt, bei Karriere:MINT steht den Studentinnen ab dem 3. Semester ein Netzwerk zur Verfügung und Zukunft:MINT stellen Forscherinnen und weibliche Führungskräfte ihre Arbeit vor.
Ein „Sorgenkind“
Bei all den Erfolgen der erwähnten und aus Platzgründen nicht erwähnten Projekte, gibt es dennoch ein „Sorgenkind“: den Referentenpool, bei dem Fachleute den Unterricht bereichern, indem sie den Schülern mehr erzählen als das Lehrbuch bieten kann. „Die Nachfrage der Lehrer ist leider sehr gering“, erklärt Horst Lüdtke, Geschäftsführer unseres Netzwerks, und fügt an: „Aber wir sind geduldig.“ Denn vom Nutzen des Projekts ist das Netzwerk überzeugt. Manchmal braucht es eben einen langen Atem.
Leuchtturm-Preis und Ideen für die Zukunft
Die Arbeitsgruppe „Leuchtturm-Preis“, die an einem Perspektivpreis arbeitet, den das Netzwerk voraussichtlich 2020 das erste Mal verleihen wird, hat die einzelnen Bausteine des Projekts abgeschlossen und wird sie nun zusammenfügen. „Der Leuchtturm-Preis dient zur Auszeichnung von Beiträgen in der beruflichen und bildungsbezogenen Förderung einer Zusammenarbeit mehrerer Partner, mit dem Ziel Menschen in der Region in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder an die Region zu binden“, erklärt Lars Müller, Filialleiter der Deutschen Bank Bremerhaven, Mitglied der Arbeitsgruppe „Leuchtturm-Preis“. Eine Idee für eine neue Arbeitsgruppe stellt er auch gleich vor: ein Stammtisch, bei dem man sich vernetzen und austauschen kann. Denn Wettbewerb sei schön, aber gemeinsam geht es noch besser.
Neben bestehenden Plänen wie die Erstellung neuer Werbematerialien für die Mitglieder, der Verbesserung der Homepage des Netzwerks und der beständigen Arbeit am „Schulfach Wirtschaft“ wurden auch neue Ideen angestoßen: So wirbt die Stadt Hannover mit Plakaten für eine Ausbildung in ihrer Stadt und die Frage ist, ob man das für Bremerhaven übernehmen kann. Eine weitere Idee ist ein einwöchiges Betriebspraktikum für Lehrer, die auf die Art „in die Wirklichkeit des Arbeitsmarktes“ eintauchen könnten, wie es in Hamburg bereits angeboten wird.
Die Arbeit des Netzwerks überzeugt
In Zeven hat man sich unser Netzwerk zum Vorbild genommen und gründet ein ähnliches Netzwerk. „Wir freuen uns, dass unsere Idee übernommen wird und sich verbreitet“, so Lüdtke, der die Zevener in ihrem Vorhaben unterstützt.
Gegen Ende der Versammlung bat der Gast Dieter Kanning von der Bremer Firmengruppe Friedrich Tiemann ums Wort und verkündete: „Das Netzwerk überzeugt mich, hier wird gehandelt. Wir sind eine der Firmen, die kein Personal finden. Als Einzelkämpfer ist es schwer, gerade als kleines oder mittelständisches Unternehmen. Die Arbeitsweise des Netzwerks kommt mir entgegen, es wird uns helfen, wenn wir uns daran beteiligen. Ich habe nur noch eine Frage: Woher bekomme ich denn jetzt den Mitgliedsantrag?“ Und somit ist das Netzwerk wieder um ein Mitglied stärker.
Text und Fotos von Janina Berger