Für das Sonntagsjournal hat der Wirtschaftsjournalist Christoph Bohn mit Fachleuten über Wirtschaftsunterricht an Schulen geredet und darüber berichtet – vorschriftsmäßig neutral, wie es sich für einen Journalisten gehört. Doch wie steht er als Diplom-Ökonom selbst zu dem Thema?

Die Grundlagen fehlten

Als der 1968 geborene Christoph Bohn Ende der 80er aus der Schule kam, verfügte er über kein kaufmännisches Wissen und hatte kaum Bezug zum Thema Wirtschaft. Er wollte Transportwesen studieren, doch der Bereich war überfüllt. Erst auf den Vorschlag in der Berufsberatung beim Arbeitsamt erweiterte er seinen beruflichen Wunsch, zumal Wirtschaftswissen auch in der Logistik wichtig ist und er damit seinen Weg über den Umweg des Studiums hätte gehen können. Von 1989 bis 1994 studierte er Wirtschaftswissenschaften und Politik in Bremen. „In Mathematik war ich gut vorbereitet, das war wunderbar“, erinnert er sich an die Studienanfänge. „Aber die wirtschaftlichen Grundlagen fehlten mir. Von Buchhaltung und Controlling hatte ich noch nie gehört.“ Eine ganz neue Welt tat sich auf. „Es wäre schön gewesen, in der Schule schon einen Überblick darüber zu erhalten, wie vielfältig Wirtschaft ist“, so Bohn, der es sehr begrüßen würde, wenn Wirtschaft in der Schule unterrichtet wird. Ebenso wie die Interviewpartner, die er für das Sonntagsjournal zum Thema „Wirtschaftsunterricht an den Schulen“ mit Bezug zum Bündnis Ökonomische Bildung (BÖB) befragt hat.

Warum Wirtschaft an den Schulen wichtig ist

Wenn die Schülerinnen und Schüler keinen Überblick haben, welche Möglichkeiten die Wirtschaft ihnen bietet, werden sie sich selten dafür entscheiden. Ganz einfach, weil ihnen die Grundlage für so eine Entscheidung fehlt. Dabei wäre Nachwuchs im wirtschaftlichen Bereich wichtig, denn wie Ingo Kramer, der ehemalige Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, sagt: „Deutschlands volkswirtschaftlicher Erfolg hängt von Betrieben und Unternehmen ab, nicht von Bodenschätzen!“

Horst Lüdtke und Claus Brüggemann haben im Interview die Position unseres Netzwerks vertreten. „Das wirtschaftliche Grundwissen in der Schule zu verankern, ist wichtiger denn je. Schulen müssen ihren Teil beitragen“, erklärt Brüggemann. “ Sowohl um Deutschlands wirtschaftliche Position am Markt zu stärken, als auch für jeden einzelnen: „Schüler müssen lernen, wie man mit Geld umgeht, um die Schuldenfalle zu vermeiden“, so Lüdtke.
Auch Schuldezernent Michael Frost, der zu den Mitgliedern unseres Netzwerks zählt, sieht die Wichtigkeit: „Es geht darum, junge Menschen zu befähigen, sich selbstbestimmt und kritisch mit den Grundlagen des Marktes und seinen Mechanismen auseinanderzusetzen.“ Dies sei klar eine Erwachsenenaufgabe. Da die Erwachsenen selbst nicht alle über genug Wissen verfügen, liege die Verantwortung in den Schulen, die ihren Bildungsauftrag aus dem gesellschaftlichen Kontext ziehen. Frost bevorzugt dabei den fächerübergreifenden Ansatz, den auch Wirtschaftsjournalist Bohn für richtig hält. „Die Anknüpfungspunkte zu den anderen Fächern sind wichtig, um die Bezüge herzustellen. Es geht darum, zu verstehen, wie alles zusammenhängt“, so Bohn. Er selbst beobachtet, dass vielen Leuten der generelle Bezug zum Geld fehle. „Sie kaufen sorglos auf Pump und sehen nicht, dass sie es trotzdem bezahlen müssen.“ Wie sollen Leute, die selbst Privatinsolvenz anmelden müssen, ihren Kindern wirtschaftliche Grundlagen vermitteln?

Vom Diplom-Ökonom zum Journalisten

Nachdem Bohn Buchhaltung und Controlling kennengelernt hatte, war ihm sofort klar: Mit Controlling will er nichts machen! Doch wie das Leben so spielt: „Also habe ich gleich nach dem Studium etwas mit Controlling gemacht“, erzählt er lachend. Zweieinhalb Jahre hat er im Bereich Controlling gearbeitet: erst beim Hafenamt in Bremen, dann beim Hansestadt Bremischen Hafenamt in Bremerhaven. Während der Zeit war er schon nebenbei als freier Journalist für die Nordsee-Zeitung tätig. Dabei bemerkte er, dass das Schreiben über wirtschaftliche Themen ihm noch mehr Spaß macht als in der Wirtschaft zu arbeiten. Also ergänzte er seine berufliche Ausbildung um ein Volontariat und ist seit dem Jahr 2000 Redakteur beim Sonntagsjournal. Unser Netzwerk ist dankbar für diese Entscheidung, denn so haben wir in unserer Region einen Journalisten, der fachlich kompetent über Wirtschaft berichtet und dem Thema so die benötigte Aufmerksamkeit verschafft.

Die vollständigen Artikel von Christoph Bohn zum Thema „Wirtschaftsunterricht an Schulen“ lesen Sie hier:

Ökonomisches Rüstzeug für Schüler (mit unserem Netzwerk), Sonntagsjournal vom 15. November 2020
Bildungspläne bieten genug Freiraum für das Thema (mit Michael Frost), Sonntagsjournal vom 22. November 2020
Schulabgänger brauchen Wirtschaftswissen (mit Ingo Kramer), Sonntagsjournal vom 27. Dezember 2020

Text Janina Berger, Foto Heske

Wirtschaftsjournalist Christoph Bohn bei der Arbeit

Wirtschaftsjournalist Christoph Bohn bei der Arbeit

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