Gemeinsam haben sie das Projekt Bildungsbuddies ermöglicht: Peter Ritzenhoff (Rektor Hochschule Bremerhaven), Marion Oehmsen (Projektbegleiterin des Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft), Nicole Wind (Rektorin ERNST!), Ingeborg Kirchner (Vorstand Dieckell Stiftung), Marc Bergmann (Stiftungsrat Dieckell Stiftung), Janine Wübben (Pressesprecherin STÄWOG) und Hauke Kieschnick (Geschäftsführer Studierendenwerk Bremen).

Gemeinsam haben sie das Projekt Bildungsbuddies ermöglicht: Peter Ritzenhoff (Rektor Hochschule Bremerhaven), Marion Oehmsen (Projektbegleiterin des Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft), Nicole Wind (Rektorin ERNST!), Ingeborg Kirchner (Vorstand Dieckell Stiftung), Marc Bergmann (Stiftungsrat Dieckell Stiftung), Janine Wübben (Pressesprecherin STÄWOG) und Hauke Kieschnick (Geschäftsführer Studierendenwerk Bremen).

Was soll es überhaupt bringen, wenn ich mir in der Schule Mühe gebe? Diese Frage ist für die Schüler und Schülerinnen der Leher Schule am Ernst-Reuter-Platz (ERNST!) oft bestenfalls theoretisch zu beantworten, denn es fehlt ihnen an Vorbildern. Der Stadtteil weist die höchste Kinderarmutsrate Deutschlands auf, viele Familien leben von Hartz IV, manchmal schon seit Generationen. Schulleiterin Nicole Wind will diese Spirale durchbrechen und den Schülern und Schülerinnen vermitteln, dass es erstrebenswert ist, wenn sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Mit mehreren Projekten wie den Ausbildungspaten und dem Schmiedeprojekt trägt die Schule ihren Teil dazu bei, den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zu eröffnen und so den Stadtteil zu stärken. Dabei ist Wind immer offen für Ansätze, die zu dem Ziel führen. Die Idee zum Projekt Bildungsbuddies stammt aus Duisburg-Marxloh, wo es bereits seit 2014 erfolgreich umgesetzt wird und Februar 2019 erweitert wurde auf Gelsenkirchen-Ückendorf. „Als mir nur in zwei Sätzen davon berichtet wurde, wusste ich sofort: Das ist das Richtige für uns in Lehe!“, erinnert sich Wind. Unser Netzwerk war sofort begeistert, half beim Konzept für eine Umsetzung in Bremerhaven und knüpfte die benötigten Kontakte für das Projekt Bildungsbuddies, das fast noch Pioniercharakter hat.

Bildungsbuddies als Vorbild für einen anderen Lebensentwurf

Ob man gemeinsam für die Schule lernt, sich etwas kocht oder an den Deich geht und einen Drachen steigen lässt – vieles öffnet den Schülern und Schülerinnen die Welt und zeigt ihnen neue Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. „Deich und Drachen sind gleich zwei neue Erlebnisse für viele“, weiß Wind, denn viele Schüler seien noch nie aus Lehe rausgekommen. Es geht darum, durch gemeinsame Freizeitgestaltung Horizonte zu erweitern und die Schüler neue Möglichkeiten erleben zu lassen, die sie sich durch eine Ausbildung und einen Beruf selbst erarbeiten können. Das macht die Notwendigkeit, sich in der Schule anzustrengen, für die Schüler spürbar.

Obwohl auch gemeinsames Lernen auf dem Programm stehen kann, betont Wind: „Es geht nicht um Nachhilfe.“ Wichtiger sei es, grundsätzlich Freunde am Lernen zu vermitteln und den Jugendlichen die Welt zu eröffnen, dem einen oder anderen dabei zu helfen, einen Weg zurück zum Klassenverband zu finden. Es geht auch um Ansprechpartner oder manchmal auch einfach um eine Anlaufstelle, wenn die Schüler nach dem Unterricht nicht nach Hause gehen können, weil niemand da ist, der die Tür öffnet. „Einigen Schülern fehlt es auch an einer Bezugsperson“, erzählt Wind. Für ein Jahr sollte der Bildungsbuddie mindestens zur Verfügung stehen, damit eine Bindung zustande kommen kann, die den Schülern oft fehlt.

Für das Projekt Bildungsbuddies arbeitet die multikulturelle Schule nun mit der Hochschule Bremerhaven zusammen, an der rund 3000 Menschen aus 65 Nationen studieren. Für den Anfang werden fünf Studierende gesucht, die als Bildungsbuddies vorleben, welche Perspektiven sich aufzeigen, wenn man selbst etwas dafür tut.

Jeder Projektbegleiter hat seine eigenen Gründe

Gleich sechs Institutionen sind an dem Projekt beteiligt und jeder hat seine eigenen Gründe, warum er sich einbringt. „Wir fördern das Projekt wegen der Bildung“, sagt Ingeborg Kirchner, Vorstand der Dieckell Stiftung, die unserem Netzwerk im ersten Jahr das benötigte Geld zur Verfügung stellt, damit wir das Projekt finanzieren können. Ein wichtiger Baustein, denn ohne Geld lässt sich ein solches Projekt nicht umsetzen. Für Janine Wübben, Pressesprecherin der StäWog, ist ein anderer Punkt entscheidend: „Uns geht es um das Quartier“, sagt sie, denn Stadtentwicklung steht für die StäWog an erster Stelle. Doch natürlich denkt sie auch an die Mieter von morgen: „Hier können die Schüler sehen, was passiert, wenn man sich in der Schule anstrengt. Man kann später auch ein Appartement haben.“

Peter Ritzenhoff, Rektor der Hochschule Bremerhaven, möchte den Studierenden darüber neue Erlebnisse über ihren eigenen Horizont hinaus ermöglichen und sich sozial zu engagieren. „Natürlich ist es nicht schlimm, wenn ein oder zwei Schüler es an die Hochschule schaffen, aber das ist nicht das Ziel“, sagt er lachend, auch wenn er das Projekt als einen weiteren Ansatzpunkt sieht, die Kontaktschwelle zur Hochschule zu überbrücken und sie den Schülern vertraut zu machen, sowie die wachsende Hochschule als Standort in Bremerhaven zu stärken. Hauke Kieschneck, Geschäftsführer des Studierendenwerks Bremen, ist begeistert von der Qualität des Wohnheims. „Es ist besser als andere“, sagt er und hört sich bereits unter den Studierenden um, ob Interesse besteht, als Bildungsbuddie in das neue Wohnheim im Goethequartier zu ziehen.

Wer will Bildungsbuddie werden?

Die Wunschvorstellung ist, dass das Projekt am 1. April startet, doch noch fehlt es an den Bildungsbuddies. Gesucht werden Studierende mit einwandfreiem polizeilichem Führungszeugnis, die vor allem Spaß daran haben, auf die Jugendlichen zuzugehen, etwas mit ihnen zu unternehmen und sie da abzuholen, wo sie stehen – sei es nun Mathe oder Sozialverhalten. Pro Monat sollten sie für ein Jahr oder länger 20 Stunden mit den Schülern und Schülerinnen der ERNST! verbringen und ihnen als Vorbild und Ansprechpartner dienen. Geboten wir ein möbiliertes 17 Quadratmeter großes Zimmer in einer 2er oder 3er Wohngemeinschaft mit Bad und Küche oder Kochgelegenheit; Heizung, Strom und W-Lan sind inbegriffen. Das fünfstöckige Studierendenwohnhaus in der Heinrichstraße 34 umfasst 26 Wohneinheiten, hat einen Gemeinschaftsraum, einen Fahrstuhl und es stehen Waschmaschinen zur Verfügung.

Interessierte können sich bei Schulleiterin Nicole Wind unter 0471-30 94 930 oder nicole.wind@DIEERNST.de melden.

Über die Website zu den Bildungsbuddies, erfahren Sie mehr über das Projekt: www.bildungsbuddies.de

 

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 19. Februar 2020 unter dem Titel „Kostenlos wohnen gegen Zeit“ über das Projekt Bildungsbuddies.

Text und Fotos von Janina Berger

Bildungsbuddies gesucht!

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