Berufsorientierungstag – jetzt virtuell!
Der Berufsorientierungstag ist ein Kernprojekt unseres Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft: Betriebe aus der Region und junge Menschen vor dem Beginn ihres Arbeitslebens lernen sich kennen und legen gemeinsam die Grundlage für Ausbildungsverträge. Mit den Berufsorientierungstagen zeigen wir den Schülern und Schülerinnen den Arbeitsmarkt unserer Region und wirken so dem Fachkräftemangel entgegen. Mit den Kontaktbeschränkungen fiel all das plötzlich weg. Den Jugendlichen fehlt die Grundlage, sich für ihren Berufsweg zu entscheiden, aber auch den Firmen und Betrieben fehlt die Möglichkeit sich bei den jungen Menschen bekannt zu machen und für ihre Ausbildungsberufe zu werben. Es war an der Zeit, neue Wege zu finden und zu handeln!
BOT wird virtuell
Um die persönlichen Kontakte zu umgehen, galt es also für die bereits bestehenden Berufsorientierungstage unseres Netzwerks eine virtuelle Lösung zu finden. Die technischen Herausforderungen nahmen viel Zeit und Arbeit in Anspruch, auch musste ein Sponsor gewonnen werden. Unser Netzwerk dankt der Dieckell Stiftung für die Unterstützung!
Schließlich war es soweit: Der erste virtuelle Berufsorientierungstag mit 8 Firmen und rund 160 Schülern und Schülerinnen fand an den kaufmännischen Lehranstalten (KLA) Bremerhaven statt. Die Jugendlichen hatten einige Wochen Zeit, um sich in die Profile der teilnehmenden Firmen einzulesen und zwei auszuwählen. Am 13. April konnten die Schüler sich nach der Begrüßung bei einer von ihnen ausgewählten Firma einloggen. Die Firmen stellten sich vor, erklärten die Ausbildungsmöglichkeiten bei ihnen und beantworteten die Fragen der Schüler. Bei einem zweiten Durchlauf lernten die Schüler eine andere Firma kennen. Im Anschluss konnten die Schüler einen Termin ausmachen, um das Gespräch über WhatsApp, Mail oder Telefon zu vertiefen.
Ziel erreicht!
„Danke an alle für die gelungene Veranstaltung mit Luft nach oben“, schrieb Höljes tags darauf ans Whiteboard im Eingangsbereich der KLA. Von den Schülern und Schülerinnen hat er bereits positive Rückmeldungen erhalten, auch er selbst ist zufrieden. „Es ist uns gelungen, unsere Schüler und Schülerinnen mit regionalen Betrieben in Kontakt zu bringen – im Rahmen der Corona-Vorschriften“, sagt er. Die 160 Schüler aus 8 Klassen kamen aus den Bereichen „höhere Handelsschule“ und „berufliches Gymnasium Wirtschaft“. Der Berufsorientierungstag hat einen Austausch ermöglicht und die Schüler konnten sich auf dem regionalen Arbeitsmarkt orientieren. „Wir haben uns gefreut, dass der Impuls zu einem virtuellen Berufsorientierungstag vom Netzwerk kam, denn diese Tage sind wichtig und wertvoll“, so Höljes.
Luft nach oben?
Das Pilotprojekt „virtueller Berufsorientierungstag“ ist gelungen, doch nach einem ersten Projekt, weiß man immer auch, wo man noch verbessern kann: „Für einen besseren Austausch wären kleinere Gruppen notwendig“, erklärt Höljes. Dafür könnte man die Zeit der Treffen kürzer halten. Auch hat Corona einen Strich durch die Vorbereitung gemacht: Gedacht war es so, dass die Schüler am ersten Tag nach den Ferien noch in der Schule auf den virtuellen Berufsorientierungstag vorbereitet werden können – doch an dem Tag war kein Präsenzunterricht möglich.
Die technische Seite des Projekts hat dank Andre Kleinhanns keine Probleme aufgeworfen. Dennoch hat er eine Anmerkung: „Es wäre besser, die Präsentationen auf eine Software zu beschränken.“ Da dieses Format auch für die teilnehmenden Betriebe neu war, stand Kleinhanns ihnen mit Rat und Tat zur Seite, damit sie sich den Schülern ansprechend präsentieren konnten.
Neue Wege in den Beruf
Irene Führer vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft war als Berufsprofilerin dabei und hat noch einen weiteren Vorschlag zur Verbesserung: „Es fehlte den Schülern am Wissen über die Etikette bei virtuellen Veranstaltungen im beruflichen Bereich.“ Hier war nur ein halber Kopf zu sehen, weil die Kamera falsch eingestellt war, dort saß jemand im Schlabberpulli – nicht unbedingt die Kleidung, die man tragen würde, wenn man die Firma aufsucht. Die Schüler waren recht verhalten, doch dagegen hat Irene Führer ein Mittel: Sie stellte direkte Fragen. Sie war die Einzige, die nicht nach Auszubildenden Ausschau hielt, sondern die Schüler als Berufsprofilerin dabei unterstützte, eine grundsätzliche Orientierung zu finden, welcher Beruf ihnen Spaß machen könnte. „Man hat nur dieses eine Leben“, sagt Führer und ermutigt die Schüler, mit Motivation an die Berufswahl ranzugehen und sich auszuprobieren. „Der virtuelle Berufsorientierungstag war eine interessante Erfahrung für alle“, sagt Irene Führer und fügt an: „Die Berufe ändern sich auch.“ Warum also nicht auch der Weg dahin?
Weitere virtuelle Berufsorientierungstage geplant
„Wir stellen uns immer eine lebendige Diskussion vor“, sagt Marion Oehmsen, Mitarbeiterin unseres Netzwerks. Das ist bei Präsenzveranstaltungen schon schwierig, bei virtuellen gehört noch mehr Vorbereitung der Schüler dazu. „Die Schüler müssen sich auch erst an das Format gewöhnen, dennoch ist der Mehrwert für die Schüler hoch gewesen“, so Oehmsen. Das Pilotprojekt hat ermöglicht, den Schülern in der Zeit der coronabedingten Kontaktbeschränkungen überhaupt Kontaktaufnahmen zu Betrieben anzubieten. Dank des gelungenen Pilotprojekts wird der nächste virtuelle Berufsorientierungstag einfacher vorzubereiten sein, denn die Grundlagen sind jetzt geschaffen. An welcher Schule das Projekt als nächstes stattfindet, ist noch nicht festgelegt. Die KLA plant bereits für den Herbst einen weiteren virtuellen BOT.
Nachtrag:
Das Sonntagsjournal berichtete am 20.06.2021 in ihrem Artikel „Firmen stell sich vor“ über den virtuellen Berufsorientierungstag an der KLA.
Text Janina Berger, Screenshots Andre Kleinhanns