Vor zehn Jahren hätte man noch gelacht, wenn jemand gesagt hätte, dass Hafenarbeiter Kenntnisse in Robotik benötigen“, sagt Horst Lüdtke, Vorsitzender unseres Netzwerks. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit auch die Anforderungen in den verschiedenen Berufen.
Mit der Robotik-AG geben zwei unserer Netzwerkmitglieder den Schülern und Schülerinnen das Rüstzeug für morgen mit. Rund zehn Schüler der Waldschule Hagen treffen sich freiwillig wöchentlich über ein halbes Jahr an einem Nachmittag, um unter Anleitung von IT-Dienstleister Christoph Backhaus (Inhaber von Green Secure) einen Roboter zu bauen und zu programmieren. Grundkenntnisse in Robotik vergrößern die Chancen der Schüler und Schülerinnen am Arbeitsmarkt. Als ausgebildete Fachkräfte stärken sie bald darauf unsere Region.
Roboter bauen und programmieren
„Zunächst mal geht es darum, den Roboter zusammenzubauen“, erklärt Backhaus. Dabei gibt es nicht etwa einen vorgefertigten Bausatz, sondern jeder Schüler entwirft seinen eigenen Roboter, meist einen Wagen. Die notwendigen Bauteile sollte man natürlich alle verwenden! „Es fehlten auch schon mal die Achsen und so lernt man, dass der Roboter ohne Achsen nicht um Kurven fahren kann“, berichtet Backhaus lachend. Auch der Motor muss seinen Platz haben, ebenso wie Sensoren und Räder.
In jeder Testrunde schwingt die Spannung mit: Sind die Achsen blockiert? Ist der Sensor frei? Ganz wichtig: FÄHRT ER? Oft muss nachgebessert werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Wenn es endlich soweit ist, kann die Programmierung beginnen: Soll er bei Hindernissen nach rechts oder links ausweichen? Oder abwechselnd? Wie reagieren die Roboter, wenn sie aufeinander zufahren? Soll das Licht eingeschaltet werden, wenn der Helligkeitssensor bemerkt, dass der Roboter ins Dunkle fährt?
Jede Entscheidung muss im Vorfeld durchdacht und programmiert werden.
Das Lernfeld ist groß: Lust und Frust
In der Robotik-AG lernen die Schüler technisches Verständnis und logisches Denken nicht nur auf theoretischer Ebene. Fehler machen sich direkt bemerkbar und können gefunden werden. „Es hat alles seinen Grund“, so Backhaus. „Es hat seinen Grund, warum etwas funktioniert und warum etwas nicht funktioniert.“ Logisches Denken zum Anfassen und Begreifen.
Neben dem technischen Verständnis und der Programmier-Syntax wird auch das Interesse an Berufen der Zukunft geweckt und durch fächerübergreifende Verknüpfungen lernen die Schüler die Robotik als Teil des Alltags zu verstehen.
Auch die Wichtigkeit vernünftiger Planung gehört zum Lernfeld. Denn wie will man seinen Roboter fahren lassen, wenn man in der Woche zuvor vergessen hat, den Akku in die Ladestation zu stecken?
Doch damit ist das Lernfeld noch nicht abgeschlossen: „Man lernt, an etwas dranzubleiben“, hebt Backhaus hervor. Die Beschäftigung mit Robotern erhöht die Frustrationstoleranz, denn man muss lernen, die Ursache für ein Fehlverhalten des Roboters zu finden. „Das kann sehr frustrierend sein“, weiß Backhaus. Doch irgendwann findet man den Fehler, der ja immer eine logische Ursache hat. Das Dranbleiben lohnt sich also!
Fachkräfte von morgen
Ein weiterer Punkt ist Backhaus wichtig: „Wenn die Schüler merken, wie viel Arbeit und Aufwand dahinter stecken, dass der Roboter durch den Raum fährt, lernen sie auch Respekt für den Beruf dahinter.“ Eine gute Grundlage, um sich für einen Beruf zu entscheiden.
Nicht nur die Schüler und Schülerinnen haben Spaß an der Robotik-AG; Backhaus gibt sein Wissen gerne weiter, wenn die Empfänger mit Begeisterung dabei sind. „Wenn der Roboter endlich durch den Raum fährt und alle sich freuen und YouTube-Videos drehen, das ist einfach toll!“, erzählt Backhaus. Neben dem erlebten Spaß schwingt auch immer auch immer die Hoffnung mit, im direkten Kontakt mit den Schülern und Schülerinnen jemanden zu finden, der so begeistert vom Programmieren und Technik ist, dass er eine Ausbildung zum Fachinformatiker in Backhaus‘ Firma machen möchte: Green Secure, dem grünen IT-Dienstleister aus Bremerhaven.
Text Janina Berger, Fotos Christoph Backhaus (Green Secure)