Wie sollen Schüler sich für einen Beruf entscheiden, wenn sie gar nicht wissen, was dieser alles umfasst? Die Netzwerkpartner Gutenberg-Schule und das ATLANTIC Hotel Sail City haben gemeinsam ein Projekt entworfen, mit dem sie den Schülern eine Vorstellung der Berufsbilder im Hotel geben. Das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft bietet an, künftig bei der Verknüpfung solcher Projekte behilflich zu sein.
„Was macht eigentlich eine Hotelfachfrau? Und ein Restaurantfachmann? Oder eine Köchin?“ Gegen Ende ihrer Schulzeit stehen die Schüler vor dem Problem, sich für einen Beruf entscheiden zu müssen – oft ohne zu wissen, welche Tätigkeiten alle zu dem Beruf gehören. Stephan Rademacher, damaliger Schulleiter der Johann-Gutenbergschule in Bremerhaven, beschloss seinen Schülern diese Entscheidung zu erleichtern und suchte eine Möglichkeit, ihnen verschiedene Arbeitswelten vorzustellen. Da das ATLANTIC Hotel Sail City ebenso wie die Gutenberg-Schule ein Partner des Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft ist, setzte er Interesse an einer Kooperation voraus und tatsächlich konnte das Projekt schnell umgesetzt werden.
Die Auszubildenden sind mit den Schülern auf einer Wellenlänge
Zwei der Auszubildenden des Hotels arbeiteten ein Konzept aus, wie sie den Schülern die Berufe vorstellen können. „Bei der Vorbereitung habe ich selbst gemerkt, wie überzeugt ich von meinem Beruf bin“, freut sich Saskia Jahn (18). Spaß habe es auch gemacht, zumal die Schüler viele Fragen gestellt und gut mitgemacht haben. „Es haben auch nur Schüler teilgenommen, die an dem Beruf interessiert sind“, erklärt Lehrer Tim Hampf, der den Bereich Berufsorientierung an der Johann-Gutenbergschule leitet. Aus den achten, neunten und zehnten Klassen nahmen insgesamt 20 Schüler teil. Im November 2017 besuchten die Auszubildenden die Schüler, hielten einen Vortrag und beantworteten Fragen. „Da hätten wir ruhig mehr Zeit als eine Schulstunde einplanen können“, sagt Jahn – denn das Interesse sei groß gewesen. Eine gute Bestätigung für den eigenen Fortschritt war es außerdem: „Es hat mich daran erinnert, was ich zu Beginn alles nicht wusste“, sagt Darleen Gummersbach (17). Für die Schüler sei es außerdem von Vorteil gewesen, dass die Auszubildenden nur ein paar Jahre älter sind als sie selbst, denn man läge dann eher auf einer Wellenlänge.
Ralley durch das Hotel verknüpft Wissen und Spaß
Im Januar 2018 besuchten die Schüler das Hotel, wo die Auszubildenden sich einiges haben einfallen lassen, um den Schülern einen Einblick zu geben. „Wir haben Aufgaben auf mehreren Stationen abgearbeitet. Im Restaurant sollten wir einen Tisch für ein Viergänge-Menü eindecken“, erzählt Schülerin Nadja Eisenbeis (14). „Die Auszubildenden haben ein Hotelzimmer vorbereitet und wir mussten die Fehler finden“, ergänzt Schülerin Lisa Wagner (14). Nach dem Rundgang durchs Hotel wurde das Wissen mit einem Ratespiel vertieft. Spaß hatten die Schüler, aber hat es ihnen auch geholfen? Lisa weiß jetzt, dass das nicht der richtige Beruf für sie ist und ist damit immerhin auch einen Schritt weiter bei ihrer Suche. Nadja lässt sich noch Zeit mit der Entscheidung: „Ich bin mir noch nicht sicher, es ist schwer und anstrengend.“ Eine andere Schülerin hat bereits den Wunsch geäußert, ein Praktikum im Hotel zu machen.
Wie haben sich eigentlich die derzeitigen Auszubildenden für diesen Beruf entschieden? „Über Praktika“, sagen beide. Gummersbach fügt an: „Als ich beim Frisör ein Praktikum gemacht habe, war ich froh, als es endlich zu Ende war. Hier habe ich mich jeden Tag gefreut, wenn ich hergekommen bin.“
„So können Schule, Wirtschaft und Wissenschaft an einem Strang ziehen“
Die Gutenberg-Schule und das ATLANTIC Hotel Sail City haben bereits einen Kooperationsvertrag ausgearbeitet, um sich auch in Zukunft gegenseitig zu unterstützen. Lehrer Tim Hampf ist überzeugt von dem Projekt und sucht weitere Kooperationspartner, auch Hoteldirektor Tim Oberdieck hat die gemeinsame Aktion gefallen: „Bessere Botschafter als die eigenen Auszubildenden kann man ja gar nicht haben.“
Horst Lüdtke, Geschäftsleiter des Netzwerks, freut sich über den exemplarischen Brückenschlag: „Die Verknüpfung von Schule, Wirtschaft und Wissenschaft ist die zentrale Aufgabe unseres Netzwerks.“ Er hofft, dass sich noch viele Partner gegenseitig auf diese Art helfen und weist darauf hin, dass das Netzwerk gerne vermittelt: „So können alle drei Bereiche gemeinsam an einem Strang ziehen.“
Text von Janina Berger