Henk Becker, Tabea Gollücke, Philine Müller-Hanssen und Mattis Sippel treffen Entscheidungen für ihre MIG-Firma

Wie läuft ein Unternehmerspiel ab?

„Es gab keine Insolvenzen, alle drei Unternehmen sind noch dabei“, verkündet Thomas Kühn, der Spielleiter des Unternehmerspiels „Management Information Game“ (MIG) den 24 Schülern und Schülerinnen der Sekundarstufe II des Kreisgymnasiums Wesermünde. Das MIG wird mit Unterstützung durch unser Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft veranstaltet. In der Woche vom 6. bis 10. Mai 2019 versuchten die Schüler sich als Unternehmensvorstände in den Räumen des Bremerhavener Innovations- und Gründungszentrums (BRIG). In drei Gruppen aufgeteilt, leiteten sie jeweils ein Unternehmen, das versucht, sich innerhalb der Wirtschaftssimulation zu bewähren. Zwischen den einzelnen Spielrunden erweiterten Fachkräfte aus der örtlichen Wirtschaft das Wissen der Schüler.

Auswertung der vierten Spielrunde

Die Auswertung der Spielrunden, die jeweils für ein Quartal stehen, wird von den Schülern stets voller Spannung erwartet, denn hier zeigt sich, wie gut ihre Entscheidungen waren. „Alle sind auf einem guten Weg, zwei der drei Unternehmen haben nun ein Guthaben, die Umsätze sind gestiegen. Kompliment!“, fasst Kühn zusammen, bevor die detaillierte Auswertung folgt, in der er die jeweiligen Ausgaben für Werbung, Forschung und Personal aufzeigt, Lagerbestände und Produktion vergleicht und auf Absatzzahlen, Qualität und Bilanzkennzahlen eingeht. Die Schüler sind mittlerweile so vertraut mit den Begriffen und Zahlen, dass sie direkt den Stand ihres Unternehmens begreifen und einschätzen können, in welchen Bereichen sie gut liegen und in welchen nicht.

Für die fünfte Spielrunde gibt Kühn den Unternehmen noch einige Informationen mit: So sind die alten Tarifverträge ausgelaufen und die neu ausgehandelten Verträge bedeuten angestiegene Löhne. Außerdem müssen die Sozialkosten ab heute mindestens bei 53 Prozent liegen, der Rohstoffbedarf sinkt um 8 Prozent und die Produktivität steigt, allerdings für jedes Unternehmen unterschiedlich.

Die Vorstände jonglieren mit Zahlen

Jedes der Unternehmen zieht sich in seinen Raum zurück, um die nächsten Schritte zu besprechen. Die Nutri_Tech AG hatte in der letzten Runde hatte noch 50 Millionen Schulden, jetzt gibt es ein Plus von 65 Millionen. Aber noch immer keinen Kredit von der Bank. Das Unternehmen hat darauf gesetzt, viel zu produzieren, viel Personal einzustellen und dabei nicht bei der Qualität zu sparen. „Wir haben viel investiert und durchgehalten, jetzt zahlt es sich aus“, erklärt Henk Becker (17). Gemeinsam sitzt die Gruppe am Laptop, auf dem nun die Zahlen zu sehen sind. Nun besprechen sie ihre nächsten Entscheidungen und tragen sie in das Programm ein. „Wir sollten 200 Hilfsarbeiter entlassen“, schägt Henk vor. „Vielleicht noch vorproduzieren? Werbung machen wir schon“, fügt er an. „Am Anfang haben wir zu wenig Werbung gemacht“, erklärt er. Das Unternehmen hat sich aber früh auf das dritte Produkt spezialisiert und damit viel Umsatz und Gewinn gemacht. „In der ersten Spielrunde war es schwierig, aber man bekommt ein Gefühl dafür, auch für die großen Zahlen“, erklärt Mattis Sippel (16). „Es geht hauptsächlich um die Zahlen“, ergänzt Tabea Gollücke (18), „ich habe schon viel gelernt, und auch wenn ich noch nicht weiß, wo das später mal wichtig sein wird: Irgendwo werde ich es bestimmt brauchen.“

Kühn lässt den Schülern freie Hand bei der Unternehmensführung, erkundigt sich aber regelmäßig, ob Fragen bestehen. „Sollen wir jetzt die Absatzprognose hochschrauben oder nicht?“, fragt Mattis. Kühn spricht sich dafür aus und regt an: „Sie könnten vielleicht darüber nachdenken, noch eine Idee mutiger zu sein.“ Immerhin habe die finanzielle Gesundung geklappt, jetzt gehe es darum, den Kurs beizubehalten und einen guten Namen bei der Bank zu bekommen. „Und sind Sie beim Marketing gut dabei?“, will Kühn wissen. Allgemeines Nicken, denn die Präsentation eines Firmenprodukts vor Eltern, Netzwerkmitgliedern und Referenten der Wirtschaftsvorträge, die am Donnerstagabend eine Gruppe von Einkäufern darstellen, ist das Highlight jeder MIG-Woche.

Vorbereitung auf die Präsentation

„Als Produkt stellen wir ein mobiles Nährstoffmessgerät vor, das man als Uhr am Handgelenk trägt“, erklärt Judith Schmoll (16). „Wir müssen noch genau festlegen, was die Uhr kann und was nicht“, stellt Mattis fest, während Philine Müller-Hanssen (18) schon an die Powerpoint-Folien denkt. Erarbeitet wird die Präsentation von allen, doch sie soll den Hauptvortrag halten. „Wir sollten auch erwähnen, dass wir Marktführer für eine kleine Sparte sind“, regt Mattis an, doch Philline unterbricht ihn sofort: „Nicht klein! Wir müssen das positiv formulieren!“

Marketing umfasst viele Bereiche und so diskutiert die Gruppe, welche Worte sie als geeignet empfindet, welche Schlagwörter sie nutzen wollen, welche Vorteile sie auf den Folien erwähnen und welche Grundlage die Präsentation hat. Henk kündigt an, eine krasse Idee zu haben: „Philine könnte doch sagen, dass ihr Bruder an einem allergischen Schock gestorben ist und unsere Firma das Gerät deshalb entwickelt hat.“ Den Tod finden die Mitschüler tatsächlich zu krass und man einigt sich darauf, dass es ausreichend dramatisch ist, wenn ihr imaginärer Bruder nur fast gestorben ist.

Als Schüler des Kunst-Leistungskurses entwerfen Josh Löwe (17) und Lisa-Marie Zielke (17) derweil Plakate für die Werbung. „Es wäre toll, wenn wir im Kunstunterricht auch mal etwas am PC machen“, sagt Lisa-Marie und freut sich, im Rahmen des Unternehmerspiels diese Möglichkeit zu haben. „Es macht Spaß, so eine Werbekampagne zu entwickeln“, sagt Josh und fügt an: „Ich bin gespannt, was die anderen machen. Aber natürlich wollen wir gewinnen.“ Der Ehrgeiz des Wettbewerbs hat auch Philine gepackt: „Ich bin etwas aufgeregt, aber es ist auch ein gutes Gefühl. Nicht nur der Wettbewerb ist anders als in der Schule, es geht ja auch darum, ein Produkt zu verkaufen und nicht nur darum, etwas zu berichten. Außerdem sind da ja lauter erfahrene Leute. Erwachsene statt Mitschülern. Ich freue mich darauf!“

Lehrer lobt MIG

Auch Tobias Korn, Lehrer für Politik und Wirtschaft, ist begeistert von der Chance, die den Schülern hier geboten wird: „Das kann die Schule gar nicht leisten, dass die Schüler sich über einen so langen Zeitraum intensiv mit dem Thema beschäftigen.“ Auch stehe dort eher Volkswirtschaft auf dem Lehrplan. „Aber wer wird schon Volkswirt?“, fragt Korn, der es als einen weiteren Vorteil sieht, dass die Schüler in der MIG-Woche viele Berufe aus dem Bereich der Betriebswirtschaft kennenlernen, die für die Schüler interessanter sein dürften. „Die Simulation ist wahnsinnig spannend. Man sieht direkt, was passiert, wenn man etwas macht. Das ist ganz etwas anderes, als es nur theoretisch zu lernen“, fasst Korn zusammen.

Text und Fotos von Janina Berger

Herr Kühn berichtet über die mit Spannung erwartete Auswertung der 4. Spielrunde

Mit diesen Zahlen gehen die Schüler in die 5. Spielrunde

Das von den Schülern entwickelte Firmenlogo

Josh Löwe und Lisa-Marie Zielke entwickeln die Plakate für die Präsentation

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